10.10.2006 Zahlen des VDEW sind falsch. Stromwirtschaft setzt in der Preisdebatte auf Unwahrheiten

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Montage von Wechselrichtern in einer Schule

Der vom Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) verbreiteten Pressemitteilung "Staat verteuert Stromrechnung" erklärt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. (BEE), Milan Nitzschke: "Die Kosten der Verbraucher für die Förderung von Strom aus Erneuerbaren Energien sind in diesem Jahr gesunken. Ihr Anteil am Strompreis der Verbraucher macht mit 0,50 Cent pro Kilowattstunde gerade einmal 2,5 Prozent aus. Auch der Anteil von anderen staatlich induzierten Kosten am Strompreis ist gesunken. Damit sind die Zahlen, die heute vom Verband der Elektrizitätswirtschaft veröffentlicht worden sind, falsch. Preissteigerungen in diesem Jahr gehen einzig und allein von gestiegenen Kosten für Strom aus Kohle, Gas und Kernenergie und von erheblichen Mitnahmeeffekten der Energiewirtschaft aus. Es ist beschämend, dass die Elektrizitätswirtschaft immer noch auf Ablenkungsmanöver und Nebelkerzen setzt, anstatt sich mit den Problemen auseinanderzusetzen, die die steigenden Energiepreise für die Verbraucher aufwerfen." 
 
Der VDEW behauptet, die Förderung von Strom aus Erneuerbaren Energien sei in diesem Jahr auf 2,9 Milliarden Euro gestiegen. Diese Zahl ist falsch. Während im letzten Jahr die Förderung noch bei 2,3 Milliarden gelegen hat, ist sie in 2006 auf 2,1 Milliarden gesunken. Pro Kilowattstunde macht dies für den Verbraucher 0,50 ct/kWh aus. Gegenüber einem durchschnittlichen Endkundenstrompreis von 19,9 ct/kWh macht diese Förderung damit nur etwa 2,5 Prozent aus. Der Anteil des geförderten Erneuerbare-Energien-Stroms am "Steckdosen"-Strom der Verbraucher und damit der Beitrag für eine klimafreundliche und zukunftsfähige Stromerzeugung liegt aber bereits bei über 10 Prozent.
 
Darüber hinaus bewirkt das Angebot des geförderten Stroms aus Erneuerbaren Energien Preissenkungen an den Märkten für Strom (Leipziger Strombörse) und Kohlendioxid-Emissionsrechten. Eine aktuell veröffentlichte Studie des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archives (HWWA) beziffert den Preissenkungseffekt höher als die eigentlichen Förderkosten für Erneuerbare-Energien-Strom (Vergleich hier mit Förderkosten für energieintensive Industrieverbraucher).
 
Der VDEW subsummiert unter dem Begriff "Staatskosten" alle staatlich induzierten Kostenkomponenten von der Konzessionsabgabe über Strom- und Mehrwertsteuer bis zur Förderung von Erneuerbaren Energien und Kraft-Wärmekopplungsstrom und behauptet, diese Kosten hätten "inzwischen 40 Prozent" erreicht. Auch dies ist streng genommen falsch. Die Summe der staatlich induzierten Kosten liegt bei 37,1 Prozent gegenüber 38,8 Prozent auf dem bisherigen Höhepunkt 2004. Erneuerbare Energien machen dabei hinter der Kraftwärmekopplung den mit Abstand geringsten Anteil aus (0,5 ct/kWh gegenüber jeweils rund 2 ct/kWh für Stromsteuer, Konzessionsabgabe und Mehrwertsteuer).


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V.

Internet: http://www.bee-ev.de